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Rabbiner-Brandt-Vorlesung am 23. November 2023 im Goldenen Saal im Rathaus Augsburg
Seit dem 2. Weltkrieg gab es zahlreiche Migrationsbewegungen nach Deutschland, manche sind kaum noch im Bewusstsein, andere, wie die sog. „Flüchtlingskrise“ von 2015 sind im öffentlichen Diskurs sehr präsent und von kontroversen politischen Debatten begleitet. Rechtsextreme Bewegungen und Parteien treffen zunehmend mit Ressentiments gegen alles, was als „fremd“ definiert wird, auf gesellschaftliche Zustimmung. Dabei machen Menschen selbst in dritter und vierter Generation, die keine andere Heimat als Deutschland kennen, immer wieder Ausgrenzungserfahrungen. Tiefsitzende, antisemitische Vorurteile markieren nach wie vor auch deutsche Jüdinnen und Juden ohne Zuwanderungsgeschichte als die „Andere“, den „Anderen“, der nicht dazugehöre.
Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die wachsende gesellschaftliche Diversität, für Antisemitismus, Rassismus und für die Notwendigkeit entsprechender Strategien, die dabei helfen, dass Menschen sich in Deutschland zuhause fühlen können.
Darüber kamen wir im Rahmen der diesjährigen Rabbiner-Brandt-Vorlesung ins Gespräch. Sie fand nicht als Vorlesung, sondern in Form eines Dialoges statt zwischen Dr. h.c. Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern) und Derviş Hızarcı (Vorstandsvorsitzender Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus). Die Massaker der Hamas am 7. Oktober, die Geiselnahmen und der daraufhin global explodierende Judenhass prägten das Gespräch und den gesamten Abend. Das Gespräch moderierte Shelly Kupferberg, Autorin und Journalistin aus Berlin.
Begrüßung: Dr. Margaretha Hackermeier, Katholische Präsidentin des DKR
Grußwort: Eva Weber, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg
Musikalische Begleitung: Hyun-Jung Berger und Edward King, Violoncelli
Im Anschluss an das Gespräch wurde Dr. h.c. Charlotte Knobloch für Ihr Lebenswerk die Ehrenmedaille des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verliehen. Die Laudatio hielt Christian Ude, Oberbürgermeister a.D., München.
Ehrenmedaille des Deutschen Koordinierungsrates und der Buber-Rosenzweig-Stiftung an Dr. h.c. Charlotte Knobloch, München (2023)
Dr. Charlotte Knobloch wurde am 23. November 2023 vom Deutschen Koordinierungsrat und der Buber-Rosenzweig-Stiftung mit der Buber-Rosenzweig-Ehrenmedaille für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Diese Ehrenmedaille ist von der Buber-Rosenzweig-Medaille zu unterscheiden, die vom Deutschen Koordinierungsrat seit 1968 jedes Jahr im März verliehen wird. Ausgezeichnet werden damit Menschen und Organisationen, die sich in besonderem Maße um die Verständigung zwischen Christinnen und Christen und Jüdinnen und Juden verdient gemacht und im wissenschaftlichen, künstlerischen, politischen oder sozialen Bereich einen Beitrag für die interreligiöse Zusammenarbeit geleistet haben.
Die Buber-Rosenzweig-Ehrenmedaille wurde erst zweimal verliehen: 2017 an den damaligen jüdischen Präsidenten des Deutschen Koordinierungsrates Rabbiner Henry G. Brandt, seligen Angedenkens, zu seinem 90. Geburtstag und nun an Charlotte Knobloch, die am 29. Oktober 1932 in München geboren wurde.
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