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Es war das Jahr meines Abiturs – 1983. Was würde ich beruflich tun, war die Frage, die ich Tag und Nach wälzte. 9 Jahre war ich fast täglich zur Schule mit dem Zug von Bobstadt nach Gernsheim im südhessischen Ried gefahren. 9 Jahre hatte ich morgens die Herren gesehen, die mit Krawatte und Anzug gekleidet, den Aktenkoffer in der rechten Hand, nach Frankfurt oder Mannheim ins Büro gefahren sind. 9 Jahre hatte ich mir vorgestellt, dass ich so einen Beruf mit Sicherheit nicht haben wollte. In meinen Albträumen sah ich mich an einen Koffer gekettet, den Zug besteigen und naja. Das einzige, was ich wusste: ich wollte mich nicht in diesen Kreislauf begeben, mich nicht kaufen lassen, mich nicht anpassen, auch nicht für noch so viel Geld … So schrieb ich noch vor dem Abitur das Lied, um meinen Traum zu bewältigen: „Hier ist kein Platz für Verlierer. … Ich bin gekauft, mit Haut und Haar.“ 41 Jahre später blicke ich zurück, auf Stationen, in denen ich Kompromisse eingehen musste, in denen ich vielleicht das eine oder andere Mal auch meinen Mund gehalten habe, weil es bequemer war. Aber insgesamt kann ich sagen, dass ich meinen Weg gegangen bin und mich nicht habe kaufen lassen. Und dass es auch an dem einen oder anderen Punkt Hilfe gab. Dafür bin ich sehr dankbar.
It was the year of my A-levels - 1983. What would I do for a living was the question I pondered day and night. For nine years, I had travelled to school almost every day by train from Bobstadt to Gernsheim in Ried in southern Hesse. For 9 years, I had seen the men in the morning, dressed in ties and suits, briefcases in their right hands, travelling to the office in Frankfurt or Mannheim. For 9 years I had imagined that I definitely didn't want to have a job like that. In my nightmares, I saw myself chained to a suitcase, boarding the train and well. The only thing I knew was that I didn't want to enter this cycle, I didn't want to be bought, I didn't want to conform, no matter how much money I had ... So before I finished school, I wrote the song to fulfil my dream: "There's no room for losers here. ... I'm bought, skin and hair." 41 years later, I look back on times when I had to make compromises, when I perhaps kept my mouth shut at times because it was more convenient. But overall, I can say that I went my own way and didn't let myself be bought. And that there was also help at one point or another. I am very grateful for that.
Gekauft mit Haut und Haar
Hier ist kein Platz für Verlierer.
Es ist ein Ganztagsjob.
Dafür zahlen sie.
Meine Träume sind kaputt
Ich bin gekauft mit Haut und Haar,
verkauft ist meine Seele.
Ich bin ein Mann, der tut, was man ihm sagt.
Der nicht mehr denkt, der nicht mehr fragt.
Ha, sieh mich an!
Was erkennst Du?
Ein Mann, der nach der Vorschrift lebt.
Ich hab‘ versagt, bin angepasst.
Du bist o.k., hast aufgepasst.
Ich bin gekauft mit Haut und Haar,
verkauft ist meine Seele.
Ich bin ein Mann, der tut, was man ihm sagt.
Der nicht mehr denkt, der nicht mehr fragt.
Ich bin schuldig, ich bin schuldig,
weil ich so bin, wie ich bin.
Ich kann alleine nicht mehr gehen,
mir nicht mir in die Augen sehen.
Hilf mir, dass ich mich verstehe.
Hilf mir, dass ich mich verstehe.
Hilf mir, dass ich mich verstehe.
Hilf mir, dass ich mich verstehe.
(Worte & Musik von Gert Holle / Bobstadt 1983)
- Genre
- Folk & Singer-Songwriter