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Teerpappe, eigentlich ein als gesundheits- und umweltgefährdend eingestufter, ja sogar europaweit verbotener Dachabdeckstoff, erfreut sich seit Neuestem wieder großer Beliebtheit: in Form eines jungen, aufstrebenden Plattenlabels aus Hamburg. Erfrischend und abenteuerlustig.
Nach bisher fünf Veröffentlichungen erscheinen nun gleich mehrere Neuheiten auf einen Streich. Liebevoll in eine bunte Pappkartonbox eingepackt, inklusive USB-Stick, Poster und individuellem Foto, finden sich fünf 7-Inch-Singles von fünf Interpreten, die stilistisch ähnlicher und zugleich unterschiedlicher nicht sein könnten.
Um mehr Licht in die Tiefen der Teerpappebox zu bringen, lassen wir die Musikanten selbst zu Wort kommen.
Cid Hohner sagt: Anfang 2021 hab ich zum ersten Mal von der verrückten Idee der 5er-Pappkartonbox erfahren. Ich war umgehend begeistert. Als Vinylfreak sowieso. Und als mir dann zu Ohren kam, dass ich bei dem Projekt dabei sein durfte, war ich nicht mehr zu bremsen.
Fred und Luna sagen: „Teerpappe“, was für ein Name. Auf den ersten Blick abschreckend, aber bei näherer Betrachtung so bedeutungsvoll und allumfassend. Und zukunftsweisend, sehnen sich die Menschen doch weltweit nach einer schützenden Dachpappe, unter der möglichst viele Platz finden und gemeinsam Spaß haben, in diesem Fall: gemeinsam musizieren.
Hans Solo sagt: Eine klasse Idee ist das. Fünf Vinylsingles, fünf Musiker, alle aus verschiedenen Regionen Deutschlands, mit unterschiedlichem Background in einer Pizzaschachtel zu vereinen. Großartig. Hab ich recht?
Syncboy antwortet: Ja, vollkommen recht hast du. Schon die Grundidee ist famos. Kreativität zu schaffen durch formale Zwänge. Neue Freiheiten durch selbst gesetzte Regeln zu ermöglichen. Die Vorgaben kamen von Labelchef Wosto: 95 Beats pro Minute, 4:20 Minuten Länge, Avantgarde- und B-Seiten-Touch. Wie kommt man auf eine solch verrückte Idee?
Wosto, Labelchef und eine Hälfte von Fallbeil, meint: Der zündende Gedanke kam mir auf meiner letzten Fahrradtour durch Norddeutschland. Irgendwo an der Küste hat mein Bike schlapp gemacht, aber zum Glück war da ein hilfsbereiter älterer Seemann mit großer Lebenserfahrung, der mich in die Kunst des, wie er es nannte, „regelorientierten Reparierens“ einführte. Du musst nach einem selbst bestimmten Schema vorgehen, sagte er, dann kriegst du jede Schieflage in Griff. In vier Minuten und zwanzig Sekunden war das Rad repariert. Und die Pappkartonidee war geboren.
- Genre
- Teerpappe